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Laufenburger Fasnacht
'S isch Fasnacht, 's isch Fasnacht, d'Buure fresse Würscht... Fasnacht mit langer Tradition Die Laufenburger Fasnacht mit ihren Masken und Bräuchen hat eine lange Tradition, die sich im Laufe von mehreren Jahrhunderten kaum verändert hat. Bis ins Jahr 1386 geht die Entstehung der Narro-Altfischerzunft zurück. Die Wurzeln liegen in der österreichischen Vergangenheit der Stadt Laufenburg. Die Sage um die Entstehung des Narren-Kleides rankt sich um den österreichischen Herzog Leopold III. Die treuen Laufenburger sollten von ihrem Herren ein besonderes Gewand bekommen, an dem sie die ganze Welt erkennen könne. Das Kleid bestand aus unzähligen bunten Lappen, die wie die Schuppen der edlen Lachse übereinander lagen. Den Ratsherren gefiel dieses Kleid jedoch nicht, um so mehr der Fischerzunft, die das Gewand gerne annahm und es fortan zur Fasnacht trug, die schon damals als ihr Hauptfest galt. Zum Fasnachtsgewand gehörte damals wie heute eine Holzmaske und auch das Narrenkleid der Narronen, lange Hose und hüftlanger Kittel, bestehen immer noch aus übereinandergenähten bunten "Blätzli". Zwar war es Napoleon vor 200 Jahren gelungen, die einst vereinte Stadt Laufenburg politisch zu trennen, bei den Narren ist ihm das jedoch nicht gelungen. Noch heute haben die Städte beiderseits des Rheins eine gemeinsame Zunft. Zwar wird sie getrennt verwaltet, aber im großen Zunftrat sind immer beide Nationen vertreten. Den Vorsitz am Hauptbott hat jedes Jahr abwechselnd ein Zunftmeister der minderen oder mehreren Stadt, wie auch die Versammlung einmal im schweizerischen und dann wieder im deutschen Teil abgehalten wird. Die Formen und Farben der Blätzli auf dem Fasnachtskleid sind nicht festgelegt, jedoch oft in den Stadtfarben gelb und rot gehalten. Auf dem Rücken ist das Wappen der Stadt aufgenäht und um die Lenden wird ein Fischernetz getragen. Unbedingt dazu gehört der große weiße Rüschenkragen und die ebenfalls weißen Handschuhe. An der Schellenkappe, auch im Blätzli-Muster, ist die Holz-Maske befestigt. Geschickterweise kann sie wie das Visier eines Helms über den Kopf gestülpt werden. Die vermutlich älteste Holzlarve Süddeutschlands befindet sich in Laufenburger Privatbesitz und stammt aus der Zeit vor 1700, weiß Zunftbruder Hubert Mutter zu berichten. Weit über 100 Laufenburger Masken gibt es in der Zwischenzeit. Einige sind schon sehr alt und werden innerhalb der Familien ausschließlich an die Söhne weitervererbt, erzählt Zunftvizemeister Charly Oberle. Beim diesjährigen Hauptbott präsentierte Oberle in einer Multimedia-Schau eine Auswahl der Laufenburger Masken. Dabei wurde besonders deutlich, dass jede der Laufenburger Larven ein anderes Gesicht hat. Dabei gibt es lachende, grinsende, weinende oder sogar griesgrämige Masken, allesamt von Künstlern von Hand liebevoll geschnitzt und bemalt. Viele Jahre, bis zu seinem Tod 1985, schnitzte Hugo Eckert für die Narronen die Masken. Unter den ausschließlich männlichen Larven gibt es eine Besonderheit, die Narrönin. Sie hat ein glattes stilisiertes Frauengesicht mit Kinngrübchen. Getragen wird die Maske jedoch immer von einem groß gewachsenen Mann. Das lange Kleid ist über und über mit bunten Rosetten besetzt und die Larvenhaube aus Samt zieren ebenfalls Rosetten. Sie zeigt sich in der Öffentlichkeit immer unter einem roten Schirm. Zu den besonderen Bräuchen der Laufenburger Fasnacht gehören die Tschättermusik und das Narrolaufen. Die Laufenburger Tschättermusik kann als einer der ältesten überlieferten Fasnachtsbräuche am Hochrhein angesehen werden. Denn frühe Quellen belegen, dass der Rat der Stadt Laufenburg sie in einem Beschluss von 1611 verbot. Heute dürfen die Narren an den drei Faißen (Donnerstagen) vor der Fasnacht frühmorgens und abends mit lärmenden Instrumenten durch die engen Gassen der Stadt ziehen und dabei den alten Rhythmus trommeln. Narrolaufen Als Höhepunkt der traditionellen Laufenburger Fasnacht gilt das Narrolaufen der Narro-Altfischerzunft am Fasnachtsdienstag. Bevor am Abend die Fasnacht mit Wehklagen verbrannt wird, erschallt am Nachmittag noch einmal der Ruf: "'S isch Fasnacht, 's isch Fasnacht, d' Buure fresse Würscht ...", und gleich darauf fliegen Dutzende von Würsten, Wecken und Orangen in die laut mitrufende Menge der Narren. Langsam bewegt sich der Zug vom Zoll in Richtung Rathaus. Viele Kinderhände strecken sich immer wieder empor, wenn die Narronen ausholen und ihre Gaben weit in die Menge werfen. Die prallgefüllten Säcke umgehängt, ziehen die Narronen in ihren bunten traditionellen Narrenkleidern langsam rückwärts das Städtle hinauf, verfolgt von der johlenden und brüllenden Kinderschar. Ein Fasnachtspruch nach dem anderen ertönt in der engen Gasse im Städtle. Neugierige Zuschauer, die oben aus den Fenstern der Häuser dem närrischen Treiben zuschauen, müssen sich in Acht nehmen, denn auch zu ihnen hinauf werfen die Narronen ihre Gaben. Wer nicht schnell und geschickt genug ist die Geschosse zu fangen, bekommt eine Wurst samt Wecken weit in die Wohnung hinein geworfen und gelegentlich klirrt auch schon mal eine Fensterscheibe. Wie die Tschättermusik gehört das Narrolaufen zu den ganz alten Bräuchen der Laufenburger Fasnacht. Für das Narrolaufen, das bis auf das Jahr 1364 zurückgehen soll, gibt es verschiede Deutungen. Vermutlich geht es aber darauf zurück, dass das Narrolaufen die Weiterführung des mittelalterlichen Brauches der Witwen- und Waisenbescherung ist. In früheren Zeiten mussten nach den Fischer- und Flößerverordnungen die Hilfsbedürftigen aus der gemeinsamen Kasse der Zunft unterstützt werden. Heute denkt jedoch kein Narr mehr daran, es ist einfach nur eine große Gaudi, bei der ein passables Vesper herausspringt, vorausgesetzt, man kann die alten Fasnachtssprüche, denn ohne Spruch gibt s auch keine Wurst. Südkurier, 22./28.2.2001 |
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