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Fasnächtliches Uri
Rolf Gisler-Jauch
Erstmals widmet sich hier ein Werk der Fasnacht im Schweizer Kanton Uri, die im Gegensatz zu den bekannten Fasnachten in Basel, Luzern oder Zürich eine nahezu unerforschte fasnächtliche Region darstellt. Der Autor Rolf Gisler-Jauch hat mit seiner Projektgruppe alles Wissenswerte zusammengetragen und in dieses Buch gepackt – Ergebnis ist ein opulentes und farbenfrohes, 2,6 kg schweres Werk mit 360 Seiten und rund 900 Fotos.
Die Urner Fasnacht (man verzichtet in der Schweiz auf das bei uns übliche „t“ – deshalb auch in dieser Besprechung) hat in den meisten Gemeinden den fast gleichen Ablauf. Die Katzenmusik, die sich im Laufe der Jahrzehnte vom Weckbrauch zum volkstümlichen Konzert gewandelt hat, besitzt einen hohen Stellenwert und erst spät eroberten die Guggenmusiken auch diesen Winkel der Schweiz. „Klassische Fastnachtsfiguren“ gibt es im Uri kaum; eine Ausnahme stellt der italienisch beeinflusste und eindrucksvolle Drapoling in Amsteg dar, der Ende der 1970er Jahre gerade noch „gerettet“ wurde. Wie es bei Schweizer Veröffentlichungen oft der Fall ist, so ist die Herangehensweise auch bei diesem Buch erfrischend anders. Das Autorenteam dokumentiert nicht nur die historische Entwicklung des Brauchs sondern widmet sich beispielsweise auch der Kinder- und Hausfasnacht. Selbst den kreativen Narrenblättern, Schnitzelbänken und der Kunst in der Fasnacht ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Ausführlich dargestellt wird auch der Sämichlausbrauch (St. Nikolaus), der im Uri von den Fasnachtsgesellschaften durchgeführt wird. Dies alles wirkt nicht nur durch originelle Texte mit aufschlussreichen Marginalien und teils brillanten Fotos, sondern stets auch dank des typisch schweizerischen Sinns für Typografie und Buchgestaltung. Tino Steinemann hat den Band mit beeindruckenden Illustrationen ausgestattet und rundet damit diese gelungene Dokumentation hervorragend ab.
Ein lohnender Einblick in eine bisher noch unbekannte Fasnachtslandschaft!
Wolfgang Koch
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