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Kulturgut Fastnacht fördern und erhalten
Kulturstftung der schwäbisch-alemannischen Fastnacht

Max Stöhr

Sie sind begeistert von der schwäbisch-alemannischen Fastnacht? Sie wollen dieses wichtige närrische Kulturgut auch für die Zukunft fördern und erhalten? Dann unterstützen Sie doch die am 16. November 2002 neu ins Leben gerufene „Kulturstiftung der schwäbisch-alemannischen Fastnacht“. Denn diese verfolgt just diese Ziele – eben die Förderung und den Erhalt der teilweise über 500-jährigen Tradition der Fastnacht im deutschen Südwesten, deren Dokumentation, Archivierung und Darstellung. Sie ist eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Bad Dürrheim, und kann jegliche (finanzielle) Unterstützung durch weitere Mitstifter jederzeit brauchen.

Wie kam es überhaupt zur Gründung einer Kulturstiftung der schwäbisch-alemannischen Fastnacht? Seit 2001 durch eine Gesetzesänderung die Gründung von Stiftungen wesentlich erleichtert wurde, haben sich die Verantwortlichen in der 1924 in Villingen gegründeten Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, allen voran Präsident Roland Wehrle, intensiv mit der Idee befasst, eine Kulturstiftung der schwäbisch-alemannischen Fastnacht zu gründen. Bei der Hauptversammlung der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte erhielt Präsident Roland Wehrle den Auftrag, sich mit potenziellen Stiftern in Verbindung zu setzen. Parallel dazu begannen die ersten Gespräche mit den 68 Mitgliedszünften der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, wie eine Beteiligung ihrerseits an der Kulturstiftung aussehen könnte.

Schon bald zeigten die Bemühungen erste Erfolge: Durch Spenden der Landkreise, Gemeinden, der Badischen Staatsbrauerei Rothaus AG, des Südwestrundfunks (SWR) sowie privater Personen, wie Jürgen Hohl, kam ein Anfangsvermögen der Stiftung in Höhe von 50 000 Euro zusammen. Das Präsidium der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, insbesondere Vizepräsident Alex Moser, bereitete sodann in intensiven Gesprächen mit den Vertretern der 68 Mitgliedszünfte die Übernahme der sich noch im Besitz der Zünfte befindlichen Narrenhäser und Masken, die im Narrenschopf in Bad Dürrheim ausgestellt sind, durch die neue Kulturstiftung vor. Der bisher von der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte unterhaltene Narrenschopf in Bad Dürrheim bietet mit über 400 Narrenfiguren und Masken ein einmaliges zeitgeschichtliches Dokument der schwäbisch-alemannischen Fastnacht nach deren Wiederbelebung 1924 (nähere Informationen im Internet unter www.narrenschopf.de oder www.fastnacht.net). Trotz zunächst einiger Vorbehalte bei einigen Narrenzünften, konnte man schließlich bei der Herbstarbeitstagung 2002 in Stetten a.k.M. voller Stolz berichten, dass die rechtlichen und materiellen Voraussetzungen für die Gründungsversammlung der Kulturstiftung gegeben seien. Allein der Versicherungswert der im Narrenschopf ausgestellten Narrenhäser und Masken beträgt 500 000 Euro.

Über 400 Narrenfiguren des Narrenschopfs in Bad Dürrheim zählen zum Stiftungskapital. Dazu gehören auch der Bonndorfer Pflumeschlucker und das Villinger Morbili, aber auch wertvolle historische Larven, wie der
unten abgebildete Wehinger Narr. Fotos: Wulf Wager,
Narenschopf
Am 16. November 2002 war es dann soweit: Mit einem Festakt wurde auf Schloss Haigerloch die Kulturstiftung durch die Gründungsstifter – die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), der Verein Narrenschopf, die Badische Staatsbrauerei Rothaus AG sowie der Südwestrundfunk (SWR) – ins Leben gerufen. Tübingens Regierungspräsident Hubert Wicker übergab dem kraft Satzung Vorsitzenden des Stiftungsrates, VSAN-Präsident Roland Wehrle, höchstselbst die offizielle Anerkennungsurkunde.

In Präambel und Satzung wurden Ziel und Zweck der Kulturstiftung festgehalten: Sie dient der Heimatkunde und der Heimatpflege durch die vielfältige Förderung und Fortentwicklung der im schwäbisch-alemannischen Kulturraum vorhandenen fastnächtlichen Brauchformen. Sie fördert auch ganz bewusst deren neuere Entwicklungen. Ferner will die Kulturstiftung dem Erhalt sowie der Förderung und Weiterentwicklung der bestehenden Narrenhäser und Masken und der damit verbundenen Bräuche, Handlungen sowie Tänze und Musik dienen, dabei die Vielfalt und Lebendigkeit dieses schwäbisch-alemannischen Brauchkomplexes betonen. Dokumentiert wird diese Vielfalt beispielsweise auch im nun von der Kulturstiftung unterhaltenen Narrenschopf und der dort ausgestellten Häsern und Masken der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Auch die Archivierung und Dokumentation von Zeugnissen der Geschichte und Entwicklung der Fastnacht für die Öffentlichkeit hat sich die Kulturstiftung zum Ziel gesetzt. So beteiligte sich die Kulturstiftung beispielsweise an der Finanzierung der Stelle eines Archivars im Narrenschopf Bad Dürrheim. Und schließlich übernimmt die Kulturstiftung künftig die Auslobung des seit 1998 vergebenen Forschungspreises der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte.
Soweit die Aufgaben und Ziele. Doch auch eine Kulturstiftung kann nur mit Leben erfüllt werden, wenn hinter ihr auch engagierte Personen stehen. Alle Personen, auch juristische Personen, die 1000 Euro oder mehr in die Kulturstiftung eingebracht haben, bilden die Stifterversammlung. Jede Narrenzunft, die ihre im Narrenschopf befindlichen Häser und Ausstellungsstücke in das Stiftungsvermögen eingebracht hat, hat in der Stifterversammlung drei Stimmen. Darüber hinaus erhalten die Stifter je Einlage von 1000 Euro eine Stimme. Bis zu 50 Stimmen pro Stifter sind möglich.

Die Stiftungsversammlung wählt den Stiftungsrat. Diesem gehören derzeit an: Klaus Hansert (aus der Fastnachtslandschaft Schwarzwald), Josef Hafner (aus der Fastnachtslandschaft Neckar-Alb), Jürgen Hohl (aus der Fastnachtslandschaft Oberschwaben-Allgäu), Hans-Jörg Kaufmann (als Vertreter des Vereins Narrenschopf), Peter Schneider (Präsident des Baden-Württembergischen Sparkassenverbandes) und Felix Schürich von der Narrenzunft Willisau (Schweiz). Außerdem ist laut Satzung der Vorsitzende der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, derzeit Roland Wehrle, auch Vorsitzender des Stiftungsrats. Die Stifter bestimmen außerdem die Stiftungsvorstände; derzeit sind dies Andreas Renner, Sozialminister a.D., als Vorsitzender sowie als weitere Vorstände Max Stöhr aus Sigmaringen und Joachim Schweitzer aus Bräunlingen.


Auf die Kulturstiftung warten große Aufgaben: So erhalten die ehemaligen hölzernen Kuppelbauten des Narrenschopfes in Bad Dürrheim eine neue Wärmeisolierung. Außerdem müssen die Dächer der Museumsgebäude erneuert werden. Nebst den baulichen Erfordernissen warten aber auch noch ganz andere Herausforderungen auf die Kulturstiftung: die Ausstellung des Kulturguts „schwäbisch-alemannische Fastnacht“ im Narrenschopf Bad Dürrheim soll eine völlig neue Konzeption erfahren. Eine kleine Arbeitsgruppe, zu der auch der Chefredakteur dieser Fachzeitschrift gehört, entwickelt gerade dieses Konzept. Weitere Mitstifter sind daher stets gerne gesehen und gesucht. Übrigens: Spenden an die Kulturstiftung sind für jeden auch als steuerliche Abschreibungsmöglichkeit attraktiv.

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